Non Chéri - ein französischer Buchmessengruß

"Non mon amour..."

Wenige Tage vor der Frankfurter Buchmesse 2017 mit dem Gastland Frankreich hatten wir große Lust auf Gallizismen. Nach dem Muster des argentinischen Oulipoten Eduardo Berti wurden bedrohte Fremdwörter  zu neuem Leben erweckt.

Französische Beispiele hier:
oulipo.net/fr/non-mon-amour


Non chéri

... ein Deserteur ist kein Sachverständiger internationaler Nachspeisen 

 

... die Belle Epoque ist keine Ledertasche mit Alarmfunktion.

 

... die Hausse an der Börse hat weder zwei Beine, noch ist sie innen hohl

Non chéri

... Entrecôte ist nicht der Platz zwischen zwei Hundehaufen

 

... ein Dementi ist nicht der Plural von Demenz

 

... drainieren tut man nicht etwa im Kraftstudio

 

... Microfiches sind keine Ziertiere für unser Aquarium

Non chéri

... (Platz zum Selbermachen)



NON CHÉRI klingt bekannt in Ihren Ohren?

Ferrero humanum est.

Die mit Branntwein gefüllte Praline des italienischen Herstellers

hat mit unserer Contrainte gar nix zu tun

- obwohl sie tatsächlich in Frankfurt am Main hergestellt wird.

Und obwohl, auch nüchtern betrachtet,

unser "Schätzchen"

Franz MON

zu 1000 Promille ein Frankfurter ist.


Weibliche Finessen aus dem französischen Formenschatz

Der Sultan kommt mit Sultanine,

ein Mandarin mit Mandarine,

der Pass begehrt nach der Passage

der Korse kuckt nach der Korsage,

der Zypriot braucht die Zypresse,

der Finne steht mehr auf Finesse,

ein Sarde schielt nach der Sardelle,

fast jeder Stiel hält seine Stelle.

Der Bass verbeugt sich vor der Base,

vom Fass erfüllt ist manche Vase.

Herr Grimm verzieht sich zur Grimasse,

der Terror spielt auf der Terrasse,

ich weiß nicht, oder der Terrine?

Zum Turbo dreht sich die Turbine,

ein sanfter Sohn singt  der Sonate,

den Kord entlang streift Koordinate.

Ein Kran baut hoch hinauf zur Krone,

und der Patron will die Patrone.

Ein Pole klaute die Polente,

der Komponist die Komponente.

Ein Schatz gehört in die Schatulle,

viel Stuss passt auf die Butter-Stulle,

ein Butt verlangt reichliche Butter,

sogar Perl-Mutt hat eine Mutter.

Schon Platon rang um die Platine,

so mancher Router hat Routine,

sogar der Blues will mit der Bluse,

der Fluss dagegen mit der Fluse.

Um's Watt wächst zuckersüße Watte,

ein Rabe schreit nach der Rabatte.

Das Arschloch träumt von Analyse,

ein Kombi fährt in die Kombüse.

Der Ochs kommt endlich zur Oktave,

ein Enkel steckt in der Enklave.

Der Kamm umrundet die Kamelle,

der Frikativ die Frikadelle.

Gut steht dem Batzen die Bazille,

mein Grill erglühte für die Grille.

Der Mime spiegelt die Mimose,

den Rotz verschmäht die Hecken-Rose,

er landet süß auf der Rosine.

Immanuel Kant sucht die Kantine,

der Akku sucht nach der Akquise,

ein Waldhornist die Wald-Hornisse.

Ein Buchenblatt fliegt  auf die Platte,

das Bisamrad zur Schaufel-Ratte,

gute Not braucht Buona Notte,

Floh die riesengroße Flotte.

Karton versteckt die Ton-Kartusche,

ein Rhetor lebt von der Retusche.

Ein Lektor liebt im Bett Lektüre,

der Graf bevorzugt die Gravüre.

In Lehm verliebt war die Lemure,

Seneca mochte Senekure.

Dem Reise-Pass entriss die Pisse,

dem Kuli aber die Kulisse.

Der Pampelmann liebt Pampel-Muse,

ein Meder eher die Meduse.

Held Perseus pflegte die Perceuse,

dem Proteus fehlte die Prothese.

Fast jeden Mann ziert die Maniere,

den Satyr reitet die Satire.

Wenn ich hier was zu herrschen hätte,

läg neben mir die Haar-Prinzette.


(nach einer Idee von Bernd Leukert)